Kirchweihe von St. Marien und St. Cyprian 1004 08.08. 2004 |
Das 1000jährige Weihejubiläum des Klosters Nienburg ist nicht nur für die Region ein bedeutendes Ereignis. Zu den wichtigsten Aufgaben unserer Gegenwart gehört es, das Erbe der Vergangenheit zu pflegen und zu sichern. Das Nachdenken über die Geschichte und die Beschäftigung mit ihr hilft, sich in der Gegenwart zu orientieren und Zukünftiges zu gestalten.
Wir leben in einer zunehmend säkularisierten und vermeintlich rationalen Welt, in der die Zukunft des Christentums ungewisser ist, denn je. Kaum vorstellbar erscheint heute, daß es in der europäischen Geistes- und Mentalitätsgeschichte eine Epoche gab, in der die Kontemplation und die Suche des Menschen nach Gott nahezu universal waren. Weitgehend vergessen ist auch, wie nachhaltig dieses Zeitalter, die Ära des abendländischen Mönchtums, die europäische Kultur beeinflußt hat.
Jubiläen, wie die 1000jährige Geschichte des Klosters Nienburg, erinnern uns an diese Einflüsse und eine Vergangenheit, die geprägt war von gravierenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, der Erneuerung des kirchlichen Lebens und von Aufbrüchen und Zäsuren.
1004 geweiht, folgten dem raschen Aufstieg des Klosters zu einem der bedeutendsten Abteien im Elbgebiet mit dem Verlust der Reichsunmittelbarkeit 1166 die Jahre der Krise und der Stagnation. 1552 schließlich wurde die Benediktinerabtei durch die Fürsten von Anhalt aufgehoben. Damit endete aber nicht die Geschichte der Klosterkirche, in der bis heute evangelische und katholische Gottesdienste gefeiert werden.
„1000 Jahre wie ein Tag.“ Dieses Motto verweist auf den Kirchenvater Augustin, der die sieben Schöpfungstage in je 1000 Jahre einteilte. Er war neben Benedikt von Nursia richtungsweisend für die Entwicklung des abendländischen Mönchtums. Seine Regel „ora et labora“ ist auch für den Gläubigen heute bedeutsam, denn sie beschreibt sein Leben im positiven Spannungsfeld von weltlichen und religiösen Pflichten, von Diesseits und Jenseits.
Als Schirmherr hoffe ich sehr, daß möglichst viele Menschen das Jubiläumsjahr 2004 zum Anlaß nehmen, über diese Fragen nachzudenken. Die einzigartige Atmosphäre einer 1000jährigen Kirche und ihre faszinierende Geschichte laden nachgerade zu einem Dialog ein. In diesem Sinne wünsche ich den Veranstaltern im Jubiläumsjahr viele aufgeschlossene und neugierige Besucher.
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